Mundpropaganda ist eine schöne Sache: Menschen plaudern über ihre persönlichen Erfahrungen, die sie mit Firmen, Produkten oder Dienstleistungen gemacht haben und geben auf diese Weise ganz von alleine ihre Meinung dazu ab. Je nachdem wie gut oder schlecht diese Erfahrungen sind, werden dabei entweder Blumen gestreut oder es wird ordentlich abgelästert. Dieses Grundprinzip gilt in sozialen Netzwerken genauso wie in der analogen Welt.
Der kleine Unterschied ist, dass die Mundpropaganda im Netz größere Auswirkungen haben kann als jene beim Kaffeeklatsch in der analogen Welt. Ganz einfach deshalb, weil man im Datenhighway durch die Möglichkeit des Beitrags-Teilen schneller mehr Menschen mit einer Botschaft erreichen kann.
Genau da läuten bei vielen Unternehmen die Alarmglocken!
Sie haben panische Angst vor negativer Kritik und wissen nicht so recht wie sie damit umgehen sollen. Dann lieber gar nicht ins Internet und bloß kein Social Media. Viele ziehen erst gar nicht in Betracht, dass im Netz auch viel Gutes über sie verbreitet werden kann. Woran liegt diese Schwarzmalerei?
- Zu wenig Selbstvertrauen?
- Glaubt man etwa nicht genug an die eigene Geschäftsidee?
- Mangelnde Kritikfähigkeit?
- Kein Interesse an der ehrlichen Meinung der eigenen Zielgruppe?
Falls Sie jemanden kennen, der Social Media aus diesen Gründen verweigert, versuchen Sie einfach Antworten auf diese Fragen zu finden. Es geht nicht darum, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, sondern ehrlich zu sich selbst zu sein. Fakt ist: Menschen ticken unterschiedlich und niemand ist vor negativer Kritik gefeit. Wie man mit Kritik in sozialen Medien positiv umgehen und sogar davon profitieren kann, lesen Sie in meiner Artikelserie zum Thema „Krisenmanagement im Netz“.
Aber genug von Krisen, reden wir über die schönen Dinge!
Jede Medaille hat ja bekanntlich zwei Seiten und dort wo das Potential für negative Kritik lauert, ist auch positive möglich! Ja, es gibt tatsächlich viele Menschen, die gerne schöne Dinge in ihren Netzwerken teilen. Genauso gerne machen sie positive Mundpropaganda für Dinge, die sie gut finden. Um diese positive Mundpropaganda geht es hier.
Positive Mundpropaganda ist, wenn Dich die Kunden für Deine Kompetenz
und Deine Leistung schätzen und Dich verbal dafür streicheln
Das Prinzip des Weiterempfehlens ist wahrlich keine Erfindung des Internets, sondern eine der ältesten Marketingformen, die es gibt. Zentrales Element ist die Vermittlung der eigenen ehrlichen Meinung über eine Dienstleistung, ein Produkt oder auch über einen Blogbeitrag. Man lobt also
- die nette Verkäuferin im Elektrofachmarkt für die kompetente Beratung
- den Handwerker, der einen Schaden in der Wohnung perfekt behoben hat oder
- ein Produkt, dass in unseren Augen besonders toll ist
- Kontakte, die man in Bezug auf das, was anderen helfen könnte, weitergibt
- Blogbeiträge, die man für lesenswert und hilfreich befindet
Natürlich macht man das nur dann, wenn man etwas selbst gelesen, ausprobiert oder getestet hat. Sonst kann man ja keine Meinung dazu abgeben. Zumindest sagt uns das der logische Hausverstand. Empfehlungen werden als besonders wertvoll angesehen, wenn sie von Kontakten kommen, die wir als vertrauenswürdig einstufen.
Doch wo gehobelt wird, fallen bekanntlich auch Späne und so kursieren reichlich fragwürdige Ideen im virtuellen Raum herum, wie sich Unternehmer in Bezug auf „Empfehlungen“ gegenseitig unter die Arme greifen können.
Die Verführung der falschen Empfehlungen
Erst kürzlich flatterte mir eine Mail in die Box, in welcher mir die Intensivierung einer bereits bestehenden Vernetzung vorgeschlagen wurde. Man solle regelmäßig lobende Tweets, Facebook-Posts und im höchsten Grade werbliche Beiträge über bestimmte Unternehmen innerhalb des eigenen Netzwerkes posten und Dienstleistungen empfehlen, unabhängig davon, ob man diese selbst in Anspruch genommen hat oder nicht. Natürlich beruhe das auf Gegenseitigkeit.
Der Sinn der Sache wäre laut Absender, die Reputation, Reichweite und Bekanntheit sämtlicher Beteiligter zu steigern. Wir reden in diesem speziellen Fall übrigens nicht über die Weiterempfehlung von Blogbeiträgen, sondern über jene von Dienstleistungen, die in der analogen Welt (weit entfernt von meinem Wohnsitz) angeboten werden.
Seitdem schwirren viel Fragezeichen in meinem Kopf herum.
- Allen voran: Kann das wirklich ernst gemeint sein?
- Wie könnte jemand, der meine Dienstleistung noch nie persönlich in Anspruch genommen hat, meine Reputation stärken, indem er diese weiterempfiehlt?
- Wie glaubwürdig kann eine „persönliche Empfehlung“ meiner Dienstleistung sein, wenn sie von Menschen kommt, die hunderte Kilometer weit entfernt leben?
- Was bringt eine „persönliche Empfehlung“ überhaupt, wenn eine Person plötzlich unterschiedliche Unternehmen aus ein und der selben Branche in seinem Netzwerk empfiehlt?
- Wieso sollte ich in meinem Netzwerk Dienstleistungen empfehlen, die ich nicht selbst in Anspruch genommen habe und die thematisch und geographisch so weit von mir entfernt sind, wie eine Reise zum Mond vom Pauschlatourismus?
- Umgekehrt, wie glaubwürdig ist es, wenn ich von solchen Unternehmen empfohlen werde?
Ja, wir alle mögen Empfehlungen! Aber doch nicht so!
Ich warne wirklich davor, bei so etwas mitzumachen. Auf diese Weise spielen Sie mit Ihrer eigenen Glaubwürdigkeit und Sie spielen mit dem Vertrauen Ihrer eigenen Kontakte, die Sie sich mit viel Einsatz aufgebaut haben. Zu diesem Thema möchte ich Ihnen auch diesen Blogartikel von Tina Gallinaro ans Herz legen: Wenn der Social Media Erfolg scheinbar zu Kopf gestiegen ist
Empfehlen um des Empfehlen willens ist absolut sinnlos. Ja, ich lasse mich gerne weiter empfehlen, allerdings gehe ich davon aus, dass die Menschen, die es tun, meine Dienstleistung kennen oder (in Bezug auf das Bloggen) meine Artikel lesenswert finden. Die Thematik der falschen Mundpropaganda beschäftigt mich übrigens schon länger. Immer wieder werde ich mit Facebook-Gruppen konfrontiert, die genau dieses Prinzip „pflegen“: sich gegenseitig Empfehlen um bekannter zu werden.
Meinen Kunden rate ich, sich davon fern zu halten. Es geht bei den Empfehlungen – wie bei vielen anderen Dingen auch – um Qualität, nicht um Quantität. Entscheiden muss am Ende jeder für sich selbst, was er tut. Man sollte nur wissen, was man dabei aufs Spiel setzt: nämlich seine eigene Reputation, die durch solche Dinge bestimmt nicht erhöht wird.